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Im Golfrausch

Nürnberger Nachrichten, Juli

Meine Freunde grinsen vielsagend, als ich verkünde, dass ich nächste Woche mit dem Golfspielen anfangen will. Ich wische alle Vorurteile beiseite und buche eine Woche Golfkurs in einem renommierten Golfclub auf dem malerischen Hof Gut Ising am Chiemsee.

100-prozentige Platzreife-garantie inklusive. Und stehe hoffnungsvoll als einer von sechs Kursteilnehmern mit einem Eimer voller Übungsbälle auf der Driving Range, dem Übungsplatz des hauseigenen Neun-Loch-Golfplatzes. Hinter mir liegt das historisch gewachsene Vier-Sterne-Hoteldorf Gut Ising mit seinem Gutshaus dem Biedermeier-Haus und der alten Schmiede.

Vor mir breiten sich Wiesen und wogende Felder aus, unterteilt von ehrwürdigen Alleen aus Rosskastanien. Majestätisch ragt gegenüber das Alpenmassiv der Kampenwand und des mächtigen Hochgern auf. Ich kontrolliere noch mal meine Ausrüstung: Holzstifte für den Abschlag- die Tees, die Pitschgabel zum reparieren ausgerissener Rasenstücke ( Divots ), Golfhandschuh und Golfsack mit Schlägern. Dann geht’s los. „ Der richtige Griff ist das A und O „ instruiert uns Bob Dunton aus Blackpool „und die Haltung“. Er hat leicht reden.

Ihm gehört die Golfschule auf Gut Ising und er ist unser Lehrer, der Pro. „Linke Hand oben fest um den Griff, rechte Hand darunter. Füße parallel, Rücken gerade und in die Knie gehen“ hagelt es die Kommandos, „rechte Schulter leicht nach hinten drehen, Ball fixieren, ausholen und los“! Die ersten Versuche gehen rechts und links daneben. Dann endlich Treffer.

Die kleine Kugel plumpst sogar 15 Meter weit. „Locker aus dem Handgelenk“ korrigiert mich Bob, „dann schaffst du 120 Meter“. Während die Sonne herunterbrennt, plagt sich die Gruppe. Langsam erblüht der ausgedehnte Rasenteppich mit Hunderten kleiner weißer Golfballblumen, einige sogar hinter der 120 Meter Marke. Eigentlich ist Golf ganz leicht. Für den zweiten Tag sind das Chippen, kurze hohe Schläge, und Putten angesagt: die hohe Kunst des Einlochens. Die Luft ist herrlich.

Die umliegenden Bergwiesen, noch feucht vom Morgentau, verströmen den herbsüßen Geruch von wilden Klee und in dem zum Gutshof gehörenden Poloverein ( dem zweitgrößten Deutschlands ) werden gerade die ersten Pferde auf die weiden gelassen. Ich habe höllischen Muskelkader. Bis zur Platzreife- Prüfung sind noch zwei Tage Zeit. Bloß keine Panik.

Von Ausflügen zum berühmten Malerwinkel bei Prien, ins Kloster Seeon, dem Juwel süddeutscher Kunstgeschichte, einer Bootsfahrt nach Herrenchiemsee, dem Schloß des bayerischen Märchenkönigs oder einen Abstecher ins 40 Autominuten entfernte Salzburg träume ich nur. Selbst die Benutzung der hauseigenen Wellness-Anlage des Gutshofes ist mir verleidet: Auf meinem Nachttischen wartet ungelesen das Golfregel-Buch. Verrat. Am Morgen des vierten Tages will ich toben und mit den Spikes meiner rutschfesten Golfschuhe auf das kostbare Green stampfen.

Darf aber nicht. Man ist schließlich auf dem Golfplatz. Gestern lief das Einputten noch so gut. Heute rollt der Ball an der angepeilten Fahne vorbei. „Für das Putten gilt: Fünf Prozent Regeln und 95 Prozent Gefühl“, erklärt mir der Pro. Auch im bei Golfern gefürchteten Bunker, einem Sandhindernis, geht nichts mehr.

Der Sand bewegt den Ball, nicht der Schläger, warnt er. Mir graut es inzwischen mehr vor den Wasser-Hindernissen. Bei meinem Versuch, einen hübsch angelegten Teich mit gelben Wasserlilien und brütenden Graureihern zu umspielen, habe ich gestern vier Bälle darin versenkt und wahrscheinlich einen Frosch auf dem Gewissen. Zwei Wochen sind nin vergangen.

Die Prüfungen habe ich am letzten Tag geschafft. Vergessen sind die Strapazen des Crash-Kurses, ich bin stolzer Besitzer einer Platzreifeurkunde. Und in meinem Briefkasten klappert heute der erehnte Mitgliedsausweis des Deutschen Golfverbandes. Also, was meine Freunde mal tun, wenn sie Rentner sind, weiß ich nicht. Womit ich bereits jetzt anfange, schon !

Autor: Kerstin Joswig

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